Anlässlich der Seligsprechung des Ordensgründers hatten Petra Miller und Silvia Schlaugat-Müller von der Weggemeinschaft Steinfeld die Idee, mit wöchentlichen, geistlichen Impulsen auf dieses Ereignis vorzubereiten. Start war der Palmsonntag, so dass insgesamt acht Impulse vorgesehen sind.
6. Sonntag der Osterzeit 2021 – Bleibt in meiner Liebe
Bleibt in meiner Liebe! – Mit großer Freude im Herzen verfasse ich diesen 6. Impuls, denn dieser Satz aus dem Sonntagsevangelium begleitet mich seit 1982: Ein befreundeter Priester schenkte uns damals zu unserer Hochzeit einen selbstgetöpferten Kerzenständer nebst Kerze mit diesem Spruch und dem Hochzeitsdatum. Seit damals steht dieser Kerzenständer auf unserem Wohnzimmertisch als Zusage, Ermutigung aber auch Trost in schwierigen Zeiten, denn: Gottes Liebe ist unverbrüchlich, ER ist treu, nur wir Menschen werden wohl immer wieder von Zweifeln heimgesucht – in unserer Liebe zu Gott, zu unseren Mitmenschen, zur Schöpfung und nicht zuletzt zu uns selbst.
Es ist wohl kein Zufall, dass wir gerade in der Osterzeit aus den Abschiedsreden des Johannesevangeliums immer wieder von dieser Liebe und Treue Gottes hören:
So heißt es im Evangelium des 6. Sonntags der Osterzeit:
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe! Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe,
Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird. Das ist mein Gebot, dass ihr einander liebt, so wie ich euch geliebt habe. Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.
Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage. Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe.
Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt. Dann wird euch der Vater alles geben, um was ihr ihn in meinem Namen bittet.
Dies trage ich euch auf, dass ihr einander liebt.
(Joh 15,9-17; Einheitsübersetzung 2016)
Aus dem geistlichen Testament Pater Franziskus vom Kreuze Jordans:
7. Wisst, wie sehr ich Euch geliebt habe (Joh 13,1), und ich will, dass auch Ihr einander liebt (1 Joh 3,23; 4, 7.11).
Im geistlichen Tagebuch wird unter dem Stichwort „Liebe“ unterschieden zwischen der Liebe Gottes zum Menschen, der Liebe des Menschen zu Gott und der Liebe zum Nächsten. Dazu nun hier jeweils ein Beispiel:
1. Liebe Gottes zum Menschen:
Bedenke, dass Gott der liebevollste und beste Vater ist!
Vertraue auf ihn; er vermag alles! GT III/8d 20.9.1909
2. Liebe des Menschen zu Gott:
Glauben – Vertrauen – Alles aus Liebe zu Gott – aus möglichst großer Liebe!
GT III/17 08.6.1911
3. Liebe des Menschen zum Nächsten:
Alle Liebe Gott!
Den Menschen lieben um Gottes willen!
GT III/26 09.7.1912
Und:
Soweit es möglich ist, niemandem weh tun! (…) Gegen alle liebevoll sei! (…)
GT III/36d. 05.2.1915
Gedanken zum Evangelium
In den Abschiedsreden des Johannesevangeliums (wie auch im geistlichen Testament Pater Franziskus´ vom Kreuze Jordan) erklingt das Vermächtnis Jesu: Worauf kommt es an und was soll bleiben für die Zukunft? Woran wird man die Gemeinde Jesu Christi erkennen? Wenn Jesus anfängt, über sich zu sprechen, dann fällt das erste Wort über seinen Vater. Jesus fühlt sich geliebt, bejaht und angenommen.
Jemand sagt ja zu mir. Das ist der Inhalt und das Fundament unseres Glaubens: Ich bin nicht vergessen und nicht übersehen, nicht auf mich allein gestellt und dem Schicksal überlassen, sondern jemand weiß um mich. Was mich ausmacht, was meinem Leben eine Würde und Ausstrahlung gibt ist die Überzeugung, angeschaut zu werden. Ich habe Ansehen, weil mich jemand ansieht. Dies bekennt Jesus von seinem Vater. Weil er sich geliebt weiß, kann er dieses Geschenk weitergeben. Und Jesus wiederholt dies im Auftrag an seine Jünger: Sie sollen einander lieben, das weitergeben, sich so annehmen, wie sie geliebt, angenommen und beschenkt sind durch Jesus.
Der Glaube sagt uns, dass wir uns annehmen können, weil wir uns von Gott geliebt und angenommen wissen. In diesem Grundvertrauen dürfen wir unser Leben wagen.
Aus dem Laacher Messbuch 2012, S.451
Der siebte letzte Wille von Pater Franziskus vom Kreuze Jordan in seinem Geistlichen Testament korrespondiert mit dem Vorherigen und vertieft ihn zugleich: Alles, wirklich alles – auch Gegenwart und Zukunft der Salvatorianischen Familie – hängt davon ab, sich der Liebe Gottes anzuvertrauen, in sie hineinzuwachsen und sie in meinem Leben – im Leben der Gemeinschaft – sicht- und fühlbar werden zu lassen.
• Woran erkennt man, dass ich ein Mitglied der Salvatorianischen Familie bin?
• Was hilft mir auf die Liebe Gottes zu vertrauen, was macht mich zweifeln?
• Wo und wie erfahre ich mich geliebt, angenommen und bejaht? Wo und wie gebe ich diese Erfahrung weiter?
Der liebende und gütige Gott segne Dich!
Er erfülle Dich mit seiner Kraft,
auf dass Du mit Gelassenheit tragen kannst,
was er Dir schickt.
Er begleite Dich auf allen Deinen Wegen,
auf dass Du zuversichtlich
in die Zukunft schauen kannst.
Er segne Deine Arbeit und Deine Mühen,
auf dass Du Freude an Deinem Tun empfindest
und Zufriedenheit bei Dir einkehre.
Er umgebe Dich mit Menschen,
die Dir nahe sind und Dich mögen,
die Dich so annehmen‘, wie Du geschaffen bist.
Er schenke Dir die Gnade der Bescheidenheit,
auf dass Du nicht jeden Verzicht als Verlust empfindest.
Er gebe Dir die Kraft,
los zu lassen,
was Du nicht festzuhalten vermagst.
Er schenke Dir
ein waches Herz,
das die Spuren der Gegenwart erkennt,
offene Augen,
die sehen, was um Dich herum geschieht,
offene Ohren,
die auch leise Stimmen vernehmen,
eine freie Nase,
die auch den Atem des Lebens spürt,
einen wachen Sinn,
Neues zu entdecken,
und das Alte so zu bewahren,
dass es nicht fade wird,
zärtliche Hände,
die Geborgenheit vermitteln,
starke Arme,
die Halt bieten,
kräftige Füße,
die auch weite Wege gehen können.
So segne und bewahre Dich
der Herr, Dein Gott,
dass Du immer bleibst,
was Du bereits bist:
sein Ebenbild.
Er umfange Dich mit seiner Liebe
und schenke Dir Frieden und Heil.
Verfasser unbekannt
Einen guten weiteren geistlichen Weg und einen gesegneten 6. Ostersonntag wünschen Silvia Schlaugat-Müller und Petra Miller
© Foto und Bild: Sr. Heidrun Bauer SDS – Atelier und Geistliche Begleitung, Geht nach Galiläa (vgl. Mt 28,10), 2007, Acryl-Mischtechnik auf Leinwand, 120 x 60 cm.
Die Impulse als PDF zum Download
3. Impuls – 2. Sonntag der Osterzeit
4. Impuls – 3. Sonntag der Osterzeit
5. Impuls – 4. Sonntag der Osterzeit
6. Impuls – 5. Sonntag der Osterzeit
7. Impuls – 6. Sonntag der Osterzeit