Gedanken zur Seligsprechung von P. Franziskus Jordan am 15. Mai 2021 von P. Peter van Meijl. (#PaterJordan #WirSindSelig15Mai21)

Nun ist es so weit: Am 15. Mai 2021 wird Pater Franziskus Maria vom Kreuze Jordan, der Gründer der Salvatorianer, Salvatorianerinnen und Initiator der Salvatorianischen Laiengemeinschaften, in Rom in der Lateranbasilika seliggesprochen. In seinem Seligsprechungsprozess, der ungefähr 90 Jahre gedauert hat, ist das natürlich der Höhepunkt. Schon direkt nach dem Tod Pater Jordans 1918 hat man an die Einleitung eines Prozesses gedacht.

 

Das spirituelle Renommee ( die „Fama Sanctitatis“, der „fame of sanctity“ oder der „Ruf der Heiligkeit“) des Gründers war überall lebendig, wo Salvatorianer und Salvatorianerinnen wirkten. Seine Eigenschaften waren deutlich: universale Verkündigung des Evangeliums an alle Nationen; überall, mit allen Mitteln und Wegen, beflügelt von der Liebe Christi. Von Geburt her war er Deutscher, durch Inkulturation wurde er Römer, durch Berufung drängte es ihn, allumfassend zu wirken. Er war ein Kleriker, der die Kirche für Laien attraktiv machte.

 

Die schwierigste Hürde: das Wunder 

In jedem Seligsprechungsprozess gibt es mehrere Hürden zu überwinden, auch im Prozess von Pater Jordan, der offiziell erst 1943 begann. Die letzte und oft schwierigste Hürde in so einem Verfahren ist die Anerkennung eines Wunders. Es wurde immer auf die Fürsprache von Pater Jordan zu Gott gebetet und viele Berichte über Gebetserhörungen sind in den Archiven aufbewahrt. Menschen haben konkrete Hilfe ,,subjektiv“ gespürt und als ,,Wunder“ erfahren. Aber es entsprach noch nicht den drei Kriterien eines ,,echten“ Wunders: eine Genesung soll unerklärlich sein und auf Fürsprache des Seligen mit dauerhafter Wirkung stattfinden.

 

Ein Wunder auf Fürsprache von Pater Jordan anerkannt

2014 geschah in Brasilien so etwas Unerklärliches. Am 24. Jänner jenes Jahres erfuhr ein Ehepaar aus Jundiaí mit Freude, dass sie Eltern werden sollten. Aufgrund von Schwierigkeiten während der Schwangerschaft mussten sie eine Reihe von medizinischen Tests machen. Nach einer Untersuchung in Sao Paulo sagten ihnen die Ärzte, dass ihre Tochter nicht wachsen werde und dass die Mutter einen Plazentatumor habe. Das Paar beschloss, die Schwangerschaft trotzdem fortzusetzen. Mit ihrer Salvatorianischen Laiengruppe beteten sie inständig auf die Fürsprache von Pater Jordan. Am 8. September 2015, dem Fest Maria Geburt und dem Todestag von Pater Jordan, wurde Lívia Maria Cardoso Silva vollkommen gesund geboren!

 

Der Arzt bestätigte, dass der Fall medizinisch unerklärlich sei. Für Gott ist jedoch nichts unmöglich. Der Heilige Stuhl genehmigte weitere Untersuchungen. Am 11. November 2015 begann in Brasilien die Sammlung der Zeugnisse und Dokumente. 2019 bestätigte eine medizinische Kommission in Rom die wissenschaftliche Unerklärlichkeit der Genesung. Am 5. Dezember 2019 hat die theologische Kommission der Kongregation für Selig- und Heiligsprechungsprozesse in Rom das Wunder auf die Fürsprache von Pater Jordan anerkannt.

 

Alle Stufen, also alle Hürden im Seligsprechungsprozess von Pater Franziskus Maria vom Kreuze Jordan waren nun überwunden. Am 19. Juni 2020 erklärte Papst Franziskus, dass diese wunderbare Heilung von Gott auf die Fürsprache von Pater Franziskus Jordan gewirkt worden ist. Das beständige und vertrauensvolle Gebet wirkt immer!

 

Beten und Verehrung gehen vom Volk Gottes aus

Ein Seligsprechungsprozess wird immer von der ,,Basis“ angestrebt, vom ,,Volk Gottes“. Die offizielle Kirche bestätigt nach allen notwendigen Untersuchungen, was die Gläubigen schon immer gewusst und wahrgenommen haben: Er ist ein besonderer, heiliger Mensch. Einer, der über das Mittelmaß gelebt, geliebt und gewirkt hat, der gegen alle Widerstände sein Gründungscharisma verwirklicht hat, der ganz im Sinne des Evangeliums auftrat. Das ,,Volk Gottes“, das bedeutet eine Diözese oder eine Ordensgemeinschaft, waren immer überzeugt: solche Menschen brauchen wir, sie dürfen wir nicht vergessen, solche Menschen möchten wir näher kennenlernen.

 

2011 wurden das Leben und die tugendhafte Lebensführung von Pater Franziskus Jordan durch die Kirche als ,,heroisch“ anerkannt. Biblisch übersetzt also ,,evangelisch“, voll und ganz im Sinne des Evangeliums zu leben. Für dieses Urteil waren Jahrzehnte des Studiums zum Leben und Wirken des Gründers erforderlich. Diese Dokumentation wird Positio genannt. Fünfzehn Jahre lang habe ich daran in Rom gearbeitet. 

 

Der Mann mit dem so gütigen Sorgengesicht

Mit diesem Gesicht blickt Pater Franziskus vom Kreuze Jordan, ein Mann mit Leid vertraut, auf den Schmerz der Welt. Mehr als viele andere verstand er die Bedeutung aller Arten von Leiden. Das macht ihn so mitfühlend und so bedeutsam für die heutige Zeit. Am Ende seines Lebens 1918 litt die Welt an der Spanischen Grippe. Heute leidet unsere Welt an der Pandemie Covid-19. Jordans Gesicht ist wie ein Spiegel, in dem man die Geschichte aller Arten von Leiden sehen kann. Aber er hat auch gelernt, wie man durch Schmerz und Leiden reifen kann. 

 

Vorwärtsdrang

So kann die bevorstehende Seligsprechung von Pater Jordan am 15. Mai 2021 wie ein balzo innanzi, ein Sprung vorwärts funktionieren, wie der heilige Papst Johannes XXIII. sagte, als er den Beginn des Zweiten Vatikanischen Konzils ankündigte. Die Seligsprechung kann zu einem „Pater-Jordan-Ereignis“ und „Vorwärtsdrang unserer Gemeinschaften“ werden. Ein Slogan lautet: What moves you, makes you – Was dich bewegt, macht dich (aus). Ein Mitbruder schrieb in folgenden, dringlichen Worten: ,,Es ist Zeit, die Kargheit und die Oberflächlichkeit im Beten zu überwinden. Es ist Zeit, sich für das Heilige zu öffnen und glauben zu lernen auch noch im Alter, trotz Gegenwind, der uns vom Ziel entfernt. Seliger Pater Franziskus Jordan, leuchte herüber zu uns, tritt für uns ein! Bitte für uns und die ganze Welt!“

 

Das Bild von Raúl Berzosa zeigt Pater Jordan im Jahre 1915, bevor er von Rom in die Schweiz übersiedelte.

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